Das Kardinal von Galen Reliquiar

Kardinal von Galen

 

Liebe Besucher der Krypta unserer St. Marien-Basilika!

 

Als Sie die Wendeltreppe herabgestiegen sind, schauten Sie unwillkürlich durch den Gottesdienstraum in den folgenden Raum, in dem das Reliquiar des Seligen Kardinal Clemens August Graf von Galen seinen Platz gefunden hat. Seitlich aus der Entfernung betrachtet ergibt sich durch die in der Steinstele eingefügten Messingbänder als Fortsetzung des Griffs unter der Krümme die Illusion eines stehenden Bischofs-/Hirtenstabes. Die Intention bei dieser Gestaltung der Aufstellung sowie der Gestaltung des Reliquiars überhaupt war, dadurch etwas Kennzeichnendes über die Person des Seligen Kardinal Clemens August Graf von Galen auszudrücken.

Er war Bischof – Hirte –  des Bistums Münster in der Zeit des Dritten Reiches, einer Zeit in der der katholische Glaube durch die neuheidnische Ideologie des Nationalsozialismus verdrängt werden sollte. Als Bischof hat er sich dagegen gestellt und offen in seinen Predigten dazu Stellung bezogen, insbesondere gegen die Tötung behinderter Menschen. So kam die Idee, die Reliquie, ein Knochenstück aus seiner rechten Hand (der Hand, die segnet) in einem als Krümme eines Bischofsstabes gestalteten Reliquiar einzusetzen. Das gebogene Holz stammt aus einem Balken seines Geburtshauses, der Burg Dinklage. Der Nodus über dem Griffstab besteht aus einem Bergkristall, einem Symbolstein für Christus. In dem Nodus befindet sich ein liegendes Kreuz als Anspielung auf das Wort Jesu: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“ (Mt 16, 24.25).

PrimizkelchUm die Kapsel mit der Reliquie ist ein goldener Kreis mit zwölf Granatsteinen: Gold für die Gegenwart des Göttlichen, die Symbolzahl zwölf, für die zwölf Apostel, die „Säulen der Kirche“. Die Bischöfe sind die Nachfolger der Apostel. Clemens August Graf von Galen bemühte sich besonders, in schwerer Zeit festzustehen und seine Diözesanen zu stärken und zu stützen. So sollte auch seine Reliquie Teil einer Säule sein, gebildet aus Licht, dem Reliquiar und der Steinstele, die geschnitten ist aus der Altarplatte des ehemaligen Altars auf der Gedenkstätte für die Gefallenen des zweiten Weltkrieges (der Platz gegenüber der Basilika). In den Stein unterhalb des Glasschreins eingemeißelt sind die vier lateinischen Wortes seines bischöflichen Wahlspruches „Nec laudibus nec timore“, frei übersetzt: weder durch Schmeichelei/Lob noch durch Furcht/Einschüchterung soll man sich davon abbringen lassen die Frohe Botschaft, das Evangelium Jesu Christi zu verkündigen. Derselbe Wahlspruch findet sich noch einmal unter dem Kardinalswappen auf der Rückseite der Reliquienkapsel.